Erfahrungsbericht Elefantencamp Chitwan Nationalpark | Nepal

Von Rolf

Am 1. April habe ich mich aus der Schweiz auf den Weg nach Nepal gemacht. Dieses Projekt ist für mich der 4. Einsatz als Volontär. Also habe ich mich ins Flugzeug gesetzt. Ganz nach dem Motto „mal schauen, was da in Nepal auf mich zukommen wird“.

Ankunft

In Kathmandu wurde ich mit dem angekündigten Blumenkranz auf dem Flughafen begrüsst. Sofort gings ins morgendliche Verkehrsgewühl durch Kathmandu. Ein Erlebnis, das mich sofort hart auf die Probe stellte und mir gleich klar machte, dass Smog und Umweltschutz hier nur ein Randthema sein können. Meine Gastfamilie begrüsste mich nepalesisch mit dem Aufzeichnen der roten Tika auf der Stirn. Nachdem ich mich eingerichtet hatte, gings ins Karamalya-Zentrum ganz in der Nähe. Auch werden Neuankommende herzlich begrüßt und sogleich mit Sitten und Gebräuchen in Nepal bekannt gemacht.

Einige der im Einsatz stehenden Volontärinnen habe ich im Volontärhaus angetroffen. Bewusst erwähne ich nur die weibliche Form. Aus meiner Erfahrung habe ich über Jahre festgestellt, dass Freiwilligenarbeit fast zu 100% Frauenpower ist. Männer sind und werden aus irgendwelchen Gründen auch immer eine Randerscheinung bleiben? Obwohl ich mich als „Randständiger“ jedes Mal bestens aufgehoben fühlte zwischen all den weiblichen Volontärinnen. Wo bleibt das starke Geschlecht in diesem sozial tätigen Sektor?

Auch sind die Teilnehmerinnen vorwiegend sehr jung. Viele machen hier erste Erfahrungen in einem Entwicklungsland und verarbeiten den garantierten Kulturschock in kurzer Zeit. Für mich stellt sich jeweils die Frage: „Wie werde ich als älteres Semester aufgenommen“? Könnten doch die Volontärinnen meine Töchter sein. Aber auch hier konnte ich nur Positives feststellen.

Orientierungstage

Nun – bestens betreut durch Karmalaya habe ich in Kathmandu Tempel-Sightseeing gemacht und viel über den harten Alltag der Bevölkerung erfahren. Könnten wir uns in Europa vorstellen, tagtäglich mit zwar angekündigten Stromunterbrüchen umzugehen und das im ganzen Land?

Der einwöchige Aufenthalt in der mittelständischen Gastfamilie hatte einen guten Einblick in die Sitten und Gebräuche Nepals gebracht. Dhal Bhat – Linsen mit Reis oder Mo-Mo’s die herrlichen, gefüllten Teigtaschen sind nur zwei kulinarische Erlebnisse. Dhal Baht hat uns während des ganzen Freiwilligenaufenthalts begleitet und hat nach 3-mal täglichem „Genuss“ schnell mal den Mythos als kulinarisches Erlebnis verloren.

Anreise nach Chitwan

Gestärkt durch viel Reis in der ersten Woche, haben Julia und ich die 165km Busreise nach Chitwan ins nepalesische Tiefland angetreten. Nach 6-stündiger sehr kurvenreicher Fahrt sind wir im Waisenhaus in Sauraha eingetroffen. Herzlich begrüsst durch Mom und ihre Schützlinge haben wir uns in äußerst einfachen Verhältnissen eingerichtet. Schnell mal haben wir das wichtigste Nepali-Wort gelernt: „pugio“ – genug. Mom kochte einfach aber sehr schmackhaft und wenn der Teller nur schon zur Hälfte leer war, kam sie mit noch mehr Reis. So war „pugio“ für sie wohl verständlich aber trotzdem verstand sie es kaum, dass wir genug hatten.

Das Elefantencamp

Schon am ersten Tag haben wir uns mit den zwei grauen Lieblingen angefreundet. Zuerst mit Respekt, aber schon bald mal haben wir uns in ihrer Nähe oder auf ihrem Rücken total sicher gefühlt. Unsere Aufgabe war das Fertigen von „Gutzis“, kleine Reisstrohbündel, gefüllt mit Naturreis. Für die Elefanten sind diese „Gutzis“ die Hauptnahrung und dazu Unmengen an Wasser. Am Morgen war das Ausmisten des Nachlagers der Elefanten die erste Arbeit. Und bei der anschließenden „Gutzi“-Produktion hatten wir hautnahen Einblick ins sehr einfache Leben der Mahouts (Elefantenführer). Mit uns arbeitete der ganze männliche Teil der Familie. Die Frauen leben nicht in den Elefantencamps. In Strohhütten direkt neben dem Elefantenstall arbeiten, kochen haushalten die Männer bis sie nach etwa 2-3 Wochen nach Hause gehen, um nach weiteren zwei Wochen wieder die Arbeit aufzunehmen. Nach getaner Arbeit haben uns die Mahouts am Abend zum Essen eingeladen: auf dem Boden sitzend, mit der Hand essend haben wir Dhal Bath und frisch geschlachtetes, gebratenes Huhn gegessen.

Highlights

Täglicher Höhepunkt war das Elefantenbad am Fluss. Hier baden die Elefanten nach den Sightseeing-Touren durch den Nationalpark und die Touristen lassen sich auf dem Rücken der Elefanten sitzend „duschen“. Auf Kommando der Mahouts spritzten die Elefanten mit ihren Rüsseln über ihren Rücken auf die dort sitzenden Touristen. Und natürlich auch auf uns. Anschliessend genossen die Elefanten die Massage mit Steinen, welche wir ihnen am Fluss boten.

Das Leben im Nationalpark

Natürlich haben wir uns auch im Nationalpark umgesehen und hautnah Bekanntschaft mit Rhinos, Krokodilen und vielen anderen Tieren gemacht. Einzig die Tiger wollten sich uns nicht zeigen.

Obwohl während der Semesterferien nicht alle anwesend waren, war im Waisenhaus mit den 10 Kindern immer viel Betrieb. Das erfrischende Bad mit den Kindern im Fluss wird mir dabei in Erinnerung bleiben. Auch die ganz in der Nähe frei grasenden Elefanten und die scheinbar am gegenüberliegenden Ufer lebenden Krokodile bleiben ein Erlebnis! Der Ortvertreter von Karmalaya hat sich bestens um uns gekümmert und uns Einblick ins ganz einfache Landleben Chitwans ermöglicht.

Der Abschied viel mir sehr schwer. Soviel Herzlichkeit, Lebensfreude trotz der ärmlichen Verhältnisse waren schwer einfach zurückzulassen. Die Rückreise nach Kathmandu war jeodch unausweichlich. Dort konnte ich mich noch zwei Tagen an den schnell mal kommenden europäischen Perfektionismus angewöhnen. Doch vorher hatte ich die Möglichkeit per Motorrad-Sozius den wahren „Nepali-Traffic-Kick“ zu erleben. Zwischen Autos, Fahrräder, Kühen, Fussgänger, Wasserbüffel-Karren“ quer durch Kathmandu zu fahren – das gibt’s nicht bei einer Package Tour.

Fazit

Dieser durch Karamalya organisierte Volontäreinsatz war einmalig und ruft für mich nach Wiederholung. Wie schon oben festgestellt, sind meine Altersgruppe und auch die Männer allgemein wenig vertreten. Vielleicht locken meine Erlebnisse einige dieser hier seltenen Spezies aus den wohlbehüteten europäischen Ländern her!

Impressionen

Zum Projekt

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