Erfahrungsbericht Farming-Projekt
Nuwakot | Nepal
Von Malte
Kann dies das Paradies sein? Ich weiß es nicht genau, aber das Leben auf der Farm im Distrikt Nuwakot kommt sicherlich sehr dicht heran. Aber gehen wir zunächst zum Anfang meines Aufenthalts.
Insgesamt hatte ich 3 Wochen Farming-Projekt mit Karmalaya fixiert. Sowohl der Service vor als auch während meiner Zeit in Nepal war ausgesprochen gut. Ich fühlte mich immer ausreichend informiert, aber auch nie mit Informationen überschüttet. Der Airport-Pickup verlief reibungslos und schon befand ich mich in der chaotischen Hauptstadt Kathmandu. Wer noch nie in einer asiatischen Großstadt war, fühlt sich wahrscheinlich schon vom Weg vom Flughafen zum Volunteer-Haus total überfordert. Man wird einer heftigen Reizüberflutung ausgesetzt: Es ist dreckig, staubig, laut und der Geruch ist gelinde gesagt gewöhnungsbedürftig, aber dennoch hat die Stadt einen gewissen Charme.
Die ersten vier Tage (Sonntag bis Mittwoch) habe ich im Volunteer-Haus in Kathmandu verbracht. Und diese Zeit braucht man auch, um sich an das Leben in Nepal zu gewöhnen, um von der Hektik in der Heimat runterzukommen und die nepalesische Einstellung, Gelassenheit langsam zu übernehmen. Zunächst versteht man rein gar nichts und ich habe mich kaum aus dem Haus getraut, um mich nicht sofort zu verlaufen. Doch nach und nach wird man mutiger und kann auf eigene Faust losziehen. Die Volontäre, die sich für Nepal entscheiden, sind in der Regel freundlich und weltoffen. Wer den anderen mit den gleichen Attributen begegnet, wird schnell neue Freunde kennenlernen.
Farming im Bergdorf
Doch nun zu meinem eigentlichen Aufenthalt: dem Farming-Projekt. Am Donnerstag ging es dann los. Nach einer anstrengenden, aber wunderbaren siebenstündigen Wanderung durch den Shivapuri-Nationalpark, war ich am Karmalaya-Haus in Gaujini angekommen. Ich war ziemlich durchgeschwitzt und müde, dennoch ging es nach einer kleinen Erfrischung und einem herzlichen Empfang runter an den Fluss zum Baden.
Mit voller Montur „sprang“ ich in den Fluss und ließ mich von dem kühlen, strömenden Wasser verwöhnen. Schon da wurde mir klar, dieser Aufenthalt wird besonders.
Ich war nicht der einzige Volontär, was in vielen Situationen eine große Hilfe war. Denn gerade bei einem kurzen Aufenthalt ist es schwierig die Sprache ausreichend zu lernen, um sich immerhin ein bisschen mit den Einheimischen zu verständigen. Ich hatte mir in Kathmandu einen kleinen Sprachführer gekauft, was sich sehr ausgezahlt hat. Obwohl ich nur relativ kurze Zeit auf der Farm war, konnte ich mich so Tag für Tag besser mit den Menschen „unterhalten“.
Das Karmalaya-Haus in Gaujini liegt in einem kleinen Dorf mit vielleicht 30 Einwohnern. Die zentrale Ansprechpartnerin und Gastwirtin im Projekt ist sehr herzlich, aufmerksam und teilt den Hang vieler nepalesischer Frauen ihre Gäste maßlos zu mästen. An leckerem Essen hat es also nie gemangelt: Morgens gab es Müsli mit heißer, frischer Milch oder sättigende Pancakes. Zu Mittag und Abend gab es meist das typische Dhaal Bhaat, auf das man zugegeben, nicht immer den größten Appetit verspürt. Doch auch zwischendurch bekommt man Popcorn, Erdnüsse und reichlich Ombas (eine nepalesische Frucht).
Die Landschaft empfand ich in meiner Zeit auf der Farm als traumhaft und erholsam. Sie stellt einen krassen Gegensatz zur dröhnenden Hauptstadt dar. Die ganze Zeit über habe ich kein Motorenlärm gehört – nur das Rauschen der Gebirgsbäche, das Zwitschern der Vögel und natürlich das ständige nepalesische Gedudel aus der Monobox.
Das Wetter im September war die meiste Zeit schön, wenn auch öfters wolkenverhangen mit einer Vorliebe für spontane, atemberaubende Gewitterzüge. Man konnte den ganzen Tag mit T-Shirt und barfuß rumlaufen. An der Karmalaya-Unterkunft ist nichts auszusetzen: Sie ist zwar simpel, aber es gibt wirklich alles was man zum Leben braucht, wodurch einem auch bewusst wird, was man alles nicht braucht.
Die Schönheit der Natur wurde nur durch die Freundlichkeit der Menschen noch übertroffen. Im Mittelpunkt steht „Anti“, die sich wunderbar um uns Volontäre gekümmert hat. Auch zu erwähnen ist die temperamentvolle, hübsche Nachbarin, die das Leben im Dorf erheblich aufgeheitert hat. Oft kamen die zahlreichen Kinder zum Spielen vorbei. Es war immer sehr spaßig mit ihnen Fußball, Verstecken oder Karim-Board zu spielen.
Meine Learnings
Trotz meines kurzen Aufenthalts bin ich den Menschen nahe gekommen. Wenn man offen ist, versucht die Sprache zu lernen und für jeden Spaß (Das schließt auch nepalesischen Volkstanz und Haare färben mit ein) zu haben ist, schließen die Menschen ein schnell ins Herz.
In Nepal ist alles irgendwie entspannter – das gilt auch für die Arbeit. Wir haben Unkraut entfernt, Rosmarin gepflanzt, die Wände mit Lehm bestrichen oder Gras für den Büffel geschnitten. Es ist nicht notwendig sich abzuhetzen oder zu überarbeiten – für Entspannung muss man sich in Nepal nicht rechtfertigen. Für mich war die Zeit eine Erholungskur für Geist und Körper. Der regelmäßige und gesunde Tagesablauf und die Abgeschiedenheit von der Hektik lassen ein nach und nach zur Ruhe kommen.
Am Ende kam mir die Zeit viel zu kurz vor, ich wäre gerne noch einige Zeit länger geblieben. Mit mehr Zeit kann man die Sprache besser lernen und noch so viele Sachen entdecken. Man kann nach und nach mehr Verantwortung und mehr Aufgaben übernehmen.
Wer auf die Farm geht, sollte kein Ekel vor Insekten, Spinnen oder sonst welchen Kreaturen haben. Auch wenn das Leben dort nicht den westlichen Hygienestandards entspricht, man überlebt doch sehr gut. Wer sich auf das Leben dort vollen Herzens einlässt, wird mit einer paradiesischen Erfahrung belohnt.
Nach meinem Aufenthalt ging es in einem spontan organisierten Zweigtagesmarsch über Chisapani zurück nach Kathmandu. Durch das wichtigste Volksfest der Nepalesen – das Dashain – fiel meine Projektzeit etwas kürzer aus.
Das Leben im Dorf Gaujini war wunderschön und ich werde mich noch lange Zeit erinnern. Ich denke schon darüber nach wiederzukommen. Wer sich für Karmalaya entscheidet, muss sich über die Einzigartigkeit seines Aufenthalts keine Sorgen machen.
Man lernt das Land und die Leute von einer sehr einheimischen Perspektive kennen, was vielen normalen Touristen verwehrt bleibt.