Erfahrungsbericht Frauen-Projekt | Fairtrade-Initiative
Pokhara | Nepal

Von Christina
 

„Namaste, welcome to WSDO,…“

Nach einem halbstündigen Fußmarsch von dem Haus der Gastfamilie zu dem Frauen-Textil-Projekt, wurde ich am ersten Tag bei WSDO herzlich empfangen. In der Women’s Skills Development Organization werden seit über 35 Jahren handgewebte Accessoires hergestellt.

Das Projekt

Bereits am ersten Tag fühlte ich mich sehr wohl in der Textil-Organisation, ich hatte das Gefühl, als herrsche hier besonders gutes Karma. Hier werden Frauen eingestellt, die aus ärmlichen Verhältnissen kommen oder durch körperliche oder/und seelische Gebrechen am Arbeitsmarkt keine Chance haben. In der Factory in Pokhara wird für jede Arbeiterin eine adäquate Stelle, je nach Können und Wissen, gefunden. In internen Trainings bekommen die Frauen die Möglichkeit sich weiterzubilden und werden motiviert, sich in der Arbeitswelt selbst kreativ entfalten zu können.

Ablauf

An meinem ersten Tag in dem Projekt wurde ich in die Strukturierung des Firmengeländes, den organisatorischen Aufbau und in den Produktionsprozess eingeführt.

Gerade der Produktionsprozess ist sehr spannend, da es sich bei WSDO um eine Fair Trade zertifizierte Organisation handelt. Demzufolge geht das Unternehmen einem nachhaltigen Umgang mit Natur und Mensch nach.

Bevor ein Produkt von WSDO verkauft wird, durchläuft die Ware einen langen Produktionsprozess. Indische oder Nepalesische Baumwolle wird im Rohzustand an WSDO geliefert.

Nun wird das rohe, naturfarbige Garn von den Frauen gefärbt. Bei WSDO wird mit der Hand gefärbt, Die Arbeiterinnen lassen die Baumwollgarne in der gewünschten Farbe lange köcheln, es wird mit der Hand und einem Holzstab umgerührt und danach in einer handbetriebenen Maschine die Flüssigkeit aus dem Garn geschleudert. Danach werden die gefärbten Garne in der Sonne getrocknet. Es ergibt ein wunderschönes Bild, wenn die Garne im Garten der Factory auf einfachen Leinen hängen und brillant in der Sonne glänzen. Nachdem die Garne trocken sind werden sie manuell zu Garnrollen aufgewickelt. Blinde Frauen benützen dafür ihre Zehen, ansonsten wird mit einer kleinen Spule gearbeitet. Es folgt der Produktionsschritt des Webens, das auf traditionellen, nepalesischen Webstühlen im Sitzen auf dem Boden ausgeführt wird. Die fertigen Stoffbahnen werden danach zu Taschen, Rucksäcke, Kissen, Tischdecken, etc. mit der Handnähmaschine genäht. Die fertigen Accessoires kommen danach in die Logistik Abteilung und werden für den weiteren Weg zu Fair Trade Stores weltweit aufbereitet und verpackt.

Aufgaben

Meine Aufgaben bei WSDO waren vielfältig. Primär habe ich im Design mitgewirkt. Gemeinsam mit einer Volunteer Kollegin haben wir neue Designideen für Taschen, Armbändchen und Homeaccessoires entwickelt. Wir haben Entwürfe gezeichnet, neue Techniken zum Knüpfen von Armbändchen ausprobiert oder bereits fertige Taschen mit Perlen und Knöpfen verziert. Diese Ideen haben wir schriftlich festgehalten und gemeinsam mit Fotos von den fertigen Mustern leicht verständlich in einer PowerPoint Präsentation vorgetragen.

Neben der Arbeit im kreativen Bereich haben wir uns eine spannende Aufgabe im Bereich Marketing/PR gesucht. WSDO hat einen sehr ansprechend gestalteten Shop auf einer von Touristen stark frequentierten Straße in Pokhara. Der Shop liegt allerdings im ersten Stock und wird deshalb von Touristen oft übersehen. Wir nahmen uns vor, den Bekanntheitsgrad von WSDO zu stärken. Um das zu erreichen entwarfen wir am Computer Flyer. Mit den fertigen Entwürfen am USB Stick machten wir uns auf den Weg zur Druckerei – in Nepal ein Erlebnis für sich.

Nach mehreren Tagen Verzögerung erhielten wir die fertigen Flyer und machten uns zu dritt auf den Weg ins Touristenzentrum der Stadt. Wir klapperten alle Restaurants und Bars ab, durften die Flyer auf den Tischen verteilen, sprachen mit Touristen und erzählten von dem Projekt und durften in Hotels und Reiseagenturen Flyer platzieren. Der Sohn der Geschäftsführerin und verantwortlich für den Shop teilte uns nach zwei Tagen mit, dass die Besucher-Frequenz zugenommen habe und wesentlich mehr Umsatz gemacht wurde.

Ein weiteres Projekt drehte sich um Organic Tea. Eine WSDO Mitarbeiterin baut auf ihren Feldern schwarzen Tee an. Unser Ziel war es, eine schöne Verpackung und ein Etikett für den Tee zu entwickeln. Im Lagerraum fanden wir kleine Baumwollsäckchen die bereits mit einem WSDO Logo versehen waren. Wir wogen den Tee und füllten ihn zuerst in Plastik um den Geschmack zu bewahren und danach in die Baumwollsäckchen. Mit von uns handgeknüpften Bändchen verschlossen wir die Teebeutel. Um ein Etikett zu entwerfen, das eine kurze Beschreibung des Tees, dessen Geschmacksrichtung und Zubereitung beinhaltete, kochten wir den Tee und versuchten uns im Geschmack-Analysieren. Mit diesen Infos designten wir ein Etikett und ließen es wieder von der Druckerei drucken. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, der Tee ist ein perfektes Nepal Souvenir das auch noch lecker schmeckt.

Regelmäßig kommen Mitarbeiter der Fair Trade Organisation Nepal zu WSDO. Ich durfte die zwei Mitarbeiterinnen dieser Organisation begleiten: es wurden Gespräche mit den Arbeiterinnen geführt, neue Produkte besprochen, einige Produkte aus dem Sortiment genommen und Stärken, Schwächen und Entwicklungsmöglichkeiten von WSDO mit der Geschäftsführerin besprochen.

Als Abschlussgeschenk bekam ich von der Geschäftsführerin von WSDO eine Einladung zur Fair Trade Messe nach Kathmandu. Alle nepalesischen Organisationen die Mitglied in der Fair Trade Organisation Nepal sind durften ihre Ware in einem schönen Ambiente unter freien Himmel präsentieren.

Da wir bei WSDO keine Aufgaben als solche bekommen haben, durften wir uns selbst „Arbeit suchen“. Das erfordert ein hohes Maß an Eigeninitiative und Selbstständigkeit, erste Erfahrungen im Textil Bereich sind von Vorteil. Am Besten ist es einen eigenen Laptop dabei zu haben. Es gibt im Projekt nur einen, sehr langsamen Rechner, den man sich als Volunteer mit den beiden Assistentinnen teilen muss.

Die Aufgabenfelder für Volunteers sind wie schon beschrieben vorwiegend im Design als auch im Marketing zu sehen. Besonders im Bereich Marketing, PR und Social Media wird jede Hilfe benötigt. Volunteers können z.B. die Facebook Seite von WSDO erweitern, die Homepage aktualisieren und verbessern oder auch Plakate und Banner entwerfen.

Großes Entwicklungspotenzial steckt auch noch in der Produktgruppengestaltung und der Warenbewirtschaftung von WSDO. Dafür sollte ein Volunteer allerdings Vorkenntnisse aus der Textil Branche mitbringen und für einen längeren Zeitraum, also mindestens drei Monate vor Ort im Projekt arbeiten.

Learning

Die Zeit im Textilprojekt hat mir sehr viel Spaß gemacht. Diese Organisation zeigt, wie auf faire Art und Weise Textilien produziert werden können und gleichzeitig Frauen ein besseres Leben ermöglicht werden kann.

Impressionen

Zum Projekt

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