Liebe (ehemalige) Volunteers, Spender, Partner, Community: ihr seid unglaublich!
Uns fehlen etwas die Worte…und ein paar Tränen fließen auch immer wieder.
Zum einen, weil uns die Schicksale, die wir hören und miterleben, immer wieder zutiefst betreffen. Zum anderen, weil ein derartiges überwältigendes Engagement von eurer Seite all unsere kühnsten Erwartungen übertrifft. Bei weitem!
Wir dürfen die Wahnsinn-Nachricht verkünden, dass bis zum heutigen Tag knapp 50.000 Euro (!!!) auf unseren Spenden-Konten (in Ö und Nepal) eingetroffen sind. 12.000 überwiesen wir für akute Sofortmaßnahmen vergangene Woche von Ö bereits direkt nach Nepal. Wir halfen in den ersten 10 Tagen, wo wir konnten. So gut wir konnten. Für uns alle war die Nachricht vom Erdbeben ein gewaltiger Schock. Wir alle haben enge Freunde in Nepal, tiefe Verbindungen. Wir alle verharrten nicht in der Schockstarre. Wir handelten. Jeder einzelne von uns (und damit meine ich UNS alle, also auch und besonders auch euch!).
Allen voran zeigte Bhagwan Karki, Karmalaya Nepal-Co Founder und -Manager, größte Stärke und Kompetenz im Katastrophenmanagement. In dieser absoluten Ausnahmesituation bewahrte er die Ruhe, fokussierte auf die wichtigsten Dinge.
So konnten wir alle 18 Volunteers nicht nur in Sicherheit bringen, sondern in weiterer Folge auch gleich wieder aktiv in unsere Akuthilfe einbinden.
Hier ein Video von unserem Hilfseinsatz in Jhor diese Woche, erschienen in der ARD.
5 Voluntärinnen – Sissi, Helen, Simone, Mareike und Anna – starteten darüber hinaus speziell für die „Starken Frauen in Nepal“ eine eigene Spendenkampagne im Rahmen der Karmalaya Foundation – und sammelten innerhalb weniger Tage 5385,00 €! Hier der Link zu ihrem Aufruf. Ein weiteres wundervolles Beispiel, welchen Impact „Voluntourismus“ mitunter bringen kann.
Wir bekamen kleine Spenden und große Spenden – und wiederholen: jeder Euro zählt. Und JEDER EURO wird sinnvoll eingesetzt werden. Es gibt so viel zu tun…so viele Menschen, die betroffen sind…
Wir fokussieren auf folgende Einsatzgebiete – helfen allerdings auch bei anderweitigem akuten Bedarf nach Möglichkeiten:
– Swaragau, Gorkha-Region: die am schwersten betroffene Region in Nepal, nur 12 km vom Epizentrum entfernt! Hier liegt unser Herzprojekt für blinde Kinder, das – gemeinsam mit dem Dorf, den Häusern und der Schule – schwer beschädigt und in großen Teilen zerstört wurde. Wir arbeiten seit 2011 in dieser entlegenen Region und werden alle betroffenen Sozialeinrichtungen wieder aufbauen und die blinden Kinder und Dorfbewohner weiterhin und verstärkt nachhaltig unterstützen. Dazu werden wir u.a. auch unser Empowerment-Programm KALiARE – empowerment products im Dorf implementieren, um vor allem den Frauen, die sich um „unsere“ Kinder kümmern, ein Einkommen zu ermöglichen. Hilfe zur Selbsthilfe.
– Gaujini, Nuwakot: hier liegt unsere Community-Farm, die – gemeinsam mit dem Dorf, den Häusern und der Schule – völlig zerstört wurde. Die Menschen stehen auch hier vor den Trümmern ihrer Existenz. Wir förderten seit langem nachhaltigen Tourismus in diesem Dorf, in das sich sonst keine Reisenden verirren. Wir werden den betroffenen Menschen aktiv beim Wiederaufbau helfen und durch Workcamps weiterhin Gäste und Volunteers ins Dorf bringen.
– Jhor (bei Kathmandu): schwer betroffenes Tamang-Dorf nahe Kathmandu. Wir haben hier erst 2015 mit unserer Arbeit begonnen. Zirka 400 Personen haben ihr Zuhause verloren. Die Menschen dort haben keine Perspektive. Wir unterstützen die Bewohner mit akuter Nothilfe und werden bei Jhor ebenfalls unsere Empowerment-Initiative KALiARE einbinden.
PHASEN:
Phase 1: Nothilfe nach dem Erdbeben: Nahrung, Trinkwasser, Kleidung, Zelte, Medizin
Phase 2: Aufbau von Übergangsunterkünften vor dem Monsun bzw. während des Monsuns (Sommermonate) und weitere akute Nothilfe.
Phase 3: (Wieder-)Aufbau voll funktionsfähiger Infrastruktur (nach dem Monsun)
Die nächsten erfreuliche Nachrichten!
Unsere 2 Volunteers Franka und Patrizia sind gut in Kathmandu angekommen. Sie waren zum Zeitpunkt des Erdbebens in Swaragau und haben die vergangenen 10 Tage vor Ort Hilfe geleistet und uns telefonisch auf dem Laufenden gehalten. Von ihnen bekamen wir die allerersten Berichte und Infos aus dem Dorf.
Es zeigt sich nun, dass NICHT ALLES in Swaragau verloren ist! Der aktuelle Stand besagt, dass 72 Häuser im Dörfer zerstört sind oder so beschädigt, dass sie, auch wenn sie aktuell noch stehen, nun abgetragen und neu errichtet werden müssen – weil akute Einsturzgefahr besteht! 72 sind viele. Aber eben nicht: alle. Wir haben diese Woche 80 Zelte nach oben gebracht. Und Lebensmittel, Medikamente und Hygieneartikel für die nächsten Wochen. Außerdem Kleidung für fast 100 Bewohner. Das sind gute Nachrichten. Auch unser Heim für blinde Kinder steht zum Teil noch – wie wir heute erfahren haben – muss aber, aufgrund der großen Schäden, Risse und der akuten Einsturzgefahr nun abgetragen und neu errichtet werden. Das Gute: wir werden einige Materialen hoffentlich wieder verwenden können. Bhagwan fährt übermorgen, 9. Mai, mit weiteren Hilfsgütern hoch nach Swaragau und dokumentiert die Lage mit Fotos. Ein Ingenieur wird uns schließlich in den kommenden 10-14 Tagen weiters professionell dokumentieren, ob bzw. welcher Bereich des Heims und der Dorfschule noch verwendet werden kann. Fakt ist: ein professioneller, sicherer Wiederaufbau ist leider NICHT vor dem Monsun möglich. Wir haben nur noch wenige Wochen Zeit. Was wir in dieser Zeit tun ist: Übergangsunterkünfte für die blinden Kinder und Waisenkinder errichten – und eine „Übergangsschule“. 200 Schulkinder sind betroffen. Wir möchten helfen, dass möglichst bald ein Stückchen Normalität einkehren kann.
Wir haben von vielen von euch erfahren, dass sie gerne noch mehr tun möchten, als spenden. Sie möchten direkt helfen. Das verstehen wir…Nicht nur deshalb werden wir ab 1. Juni im 2-Wochentakt nun unsere Workcamps und Projekte zur Erdbebenhilfe beginnen. Die ersten beiden Workacamps werden – je nach aktueller Situation und Möglichkeiten – auf Aufbauarbeiten und Hilfe für Swaragau fokussieren. Wir werden Zeltcamps errichten und direkte Hilfe im und für das Dorf leisten. Infos zu allen Terminen und geplanten Projekten findet ihr seit heute hier: https://www.karmalaya.com/nepal/freiwilligenarbeit/erdbebenhilfe-fuer-nepal/
Die Einnahmen durch den Tourismus sind für sehr viele Menschen in Nepal die Lebensgrundlage. Vielen wird diese Grundlage wegbrechen, weil klassische Reisen nach Nepal eine Weile brach liegen werden. Wir sind in der „glücklichen Lage“, dass wir mit Karmalaya auch in diesen Zeiten Reisen anbieten können. Das tun wir auch.
Reisen, die doppelt Sinn machen. Sie finanzieren den Projektaufbau mit. Und geben den involvierten Menschen weiterhin ein sicheres Einkommen. Karmalaya finanziert durch die Reisen zahlreiche Menschen und Projekte direkt in Nepal: nicht nur unsere Mitarbeiter, sondern auch die Gastfamilien, lokale Koordinatoren, Guides, Sozialarbeiten, etc. Direkt sind über 50 Menschen von Karmalaya „abhängig“. Über 300 Menschen indirekt. Für diese Menschen wäre es die Katastrophe nach der Katastrophe, wenn sie nun auch noch ihr Einkommen verlören.
70% der Programmkosten für die Erdbeben-Projekte und -Workcamps gehen direkt nach Nepal. Warum nicht mehr? Wir sind ein Social Enterprise, kein Verein. Wir lösen soziale Probleme mit innovativen (Geschäfts-)Ideen. Neben unserem „Social Travel Business“/Voluntourismus-Unternehmen Karmalaya heart work & soul travel zählen KALiiS life-changing leadership programs und KALiARE – empowerment products zu unseren Gründungen. Verfolgtes Ziel mit all unseren Initiativen: durch Unternehmertum nachhaltige Entwicklung voranbringen. Bis dato konnten alle Kosten und Initiativen über die Reiseeinahmen aus den Voluntourismus-Programmen finanziert werden. In dieser akuten Notlage brauchen wir mehr Support und Mittel – daher haben wir zusätzlich bereits wenige Stunden nach dem Erdbeben diese groß angelegte Spendeninitiative ins Leben gerufen.
Dass die Menschen und unsere Teilnehmer wissen und schätzen, was wir tun, zeigte uns die wundervolle, überwältigende Resonanz in den vergangenen Tagen. Eure Resonanz und die Resonanz in den Medien. Ihr gebt uns Kraft und bestärkt uns in unserem Tun. Einem Tun, das ein gemeinsames Tun ist. Wir wissen, dass nicht nur unser Herz in den Projekten hängt, sondern auch eure Herzen. Und das deshalb, weil ihr eben keine „normalen Reisenden“ seid (ebenso wenig, wie wir ein „normaler Reiseveranstalter“ sind). Ihr seid Menschen, die beschlossen haben, dass sie ein Land anders kennenlernen und einen sinnvollen Beitrag leisten möchten. Indem sie mit den Menschen vor Ort leben und nachhaltig arbeiten. Wir finden euch super! Und danken euch von ganzen Herzen!
Bis sehr bald,
Tina & Matthias
P.S. Hier nochmals unser Spenden-Video! Jeder Euro zählt und wird sinnvoll eingesetzt – keine Verwaltungskosten!
P.P.S. Danke für eure Geduld: wir sind ein sehr kleines Team in Österreich und manches dauert in diesen Tagen etwas länger, als sonst, u.a. dieser Blog-Beitrag.