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Pfarrer/Fahrer Joseph, Hope und die „kleine Prostituierte“

Was haben ein Pfarrer, ein großes Stück Hoffnung und eine kleine Prostituierte gemeinsam? Ein Witz? Könnte sein. Seitdem wir hier in Uganda sind, haben wir unglaublich viele Witze gehört. Gute Witze – gewürzt mit jeder Menge „schwarzem“ Humor.  Das Schöne: diese  Witze haben uns alle (=Pfarrer/Fahrer Joseph, unseren Karmalaya-Partner David, Matthias und mich) in wenigen Tagen sehr nahe gebracht. „Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln“, hab ich einmal irgendwo an einem Bankschalter gelesen. Wenn es statt eines Lächelns gemeinsames schallendes Gelächter ist, ist der Weg sogar noch kürzer.
Bild(Im Bild v.l.n.r.: unser Uganda-Partner und Freund David, Father Joseph, mein Mann und Karmalaya-Expert Matthias und meine Wenigkeit, Tina Eckert/ehemals Eder, Karmalaya-Gründerin vor dem Victoria Lake)
Zurück zu  den „Hauptdarstellern“ der heutigen Bloggeschichte – dem Pfarrer, Hope und der kleinen Prostituierten:
Der Pfarrer
Joseph ist unser Fahrer. Und Pfarrer! Klingt seltsam, ist aber so.  Sicherer kann man in Uganda wohl nicht reisen. Über 80 Prozent der Ugander gehören den großen christlichen Religionen an – die eine Hälfte sind Katholiken, die andere Protestanten.
Jedenfalls: Joseph, oh Lord, Joseph ist lustig. Father Joseph und David bringen uns während unseres intensiven Investigation-Trips dermaßen zum Lachen, dass einem der Bauch weh tut, die Tränen über die Wangen kullern und die Lachfalten sich tiefer in die Haut eingraben.
Joseph ist Priester der Pfarrgemeinde Nandere in der Diözese Kasana-Luweero. Seine Kirche „Our Lady of Grace“ wurde bereits 1899 von den „Missionaries for Africa“ (oder auch „The White Fathers“) gegründet und ist die älteste in Kasana-Luweero. Der Stellenwert der Kirche in Uganda ist beeindruckend und hat uns überrascht und überwältigt. Über 1000 Priesteramtskandidaten gibt es in Uganda – dennoch hat man immer noch Priestermangel! Die Menschen empfangen die Sakramente, gehen zur Messe, beanspruchen Priester noch in ihrer Kernfunktion. Die Priester bieten den Menschen hier praktische Hilfe und Unterstützung in schwierigsten Lebenslagen.
Gleich an unserem zweiten Tag in Uganda, es war Sonntag, nahmen uns Father Joseph und David in die Kirche zum Gottesdienst mit. Um 7 Uhr morgens – und die Kirche war voll. So wie sie jeden Sonntag voll ist.  Der 7-Uhr-Gottesdienst wurde auf „Luganda“ gehalten, der Hauptsprache in Zentraluganda.  Der nächste Gottesdienst,  gleich im Anschluss,  auf Englisch. Das Sprachenwirrwarr in Uganda ist groß. Über 30 Muttersprachen gibt es und zahlreiche Unterdialekte. Jedoch ist Englisch Amtssprache und wird von den meisten Ugandern (mit Schulbildung) perfekt beherrscht! Die Verständigung stellte für uns bis dato absolut kein Problem dar!
David und Joseph sind quer durch Uganda bestens vernetzt. Diese Vernetzung hat uns in kurzer Zeit schnell in unserer Arbeit in Uganda voran gebracht. Einige unserer Karmalaya-Projekte in Uganda sind auch Projekte, die von der Kirche hier unterstützt und/oder gegründet werden/wurden.
Hope
Hope ist Hoffnung, klar. Hope ist auch der Name unseres ersten Karmalaya-Projekts in Uganda. Weil dieses Projekt große Hoffnung bringt für viele, viele Menschen in Luweero. Und zwar für die ärmsten und verwundbarsten Menschen aus dieser Region: HIV-infizierte Frauen und Kinder. Und als ob die Arbeit an der Verminderung des Stigmas, der Verbesserung der medizinischen Versorgung und der Etablierung wirkungsvoller Income-Generating-Programme nicht genug wäre, bringt das Projekt auch noch große Hoffnung für Jugendliche ohne Perspektive, alte, allein gelassene Menschen und generell für das ganze Dorf und den Distrikt.
Bild(Im Bild: der wundervoll-herzliche Empfang im Projekt „Hope“, das von unserem Karmalaya-Partner und Freund Godfrey gegründet wurde. Godfrey ist aktuell für den Abschluss seines Studiums in Salzburg.)
HIV ist neben einer geringen (jedoch steigenden) Lebenserwartung (2010: 53,1) und einer relativ hohen Kinder- und Müttersterblichkeit einer der großen Herausforderungen im Gesundheitsbereich Ugandas. Die Auswirkungen der HIV-Epidemie, die noch vor Tuberkulose und Malaria die Krankheit mit den meisten Todesfällen in Uganda darstellt, sind gravierend. Über 2 Millionen Kinder sollen schätzungsweise durch Aids ihre Eltern verloren haben. Infizierte werden von der Gesellschaft ausgeschlossen. Ein großes Problem sei auch, dass, selbst wenn Therapie und Medikamente vorhanden und verfügbar sind, viele Betroffene aus Scham und Angst von den anderen als krank erkannt und ausgeschlossen zu werden, ihre Medikamente nicht einnehmen, erzählt Father Joseph. Es bedarf jeder Menge Aufklärung und Sensibilisierung in der Community. Das Projekt Hope nimmt sich diesen Themen an. Es  wurde vor über drei Jahren von unserem Karmalaya-Partner und Freund Godfrey gegründet. Seither arbeitet er mit vielen Helfern an der Umsetzung seiner Vision: der Verbesserung der Lebenssituation der Betroffenen in seinem Distrikt und entlegenen Regionen. Vor über einem Jahr habe ich von seinem Projekt erfahren. Zu dieser Zeit war Godfrey gerade für den Abschluss seines Studiums in Salzburg. Wir teilen die gleiche Vision, die gleichen Werte – und haben uns vernetzt. David war zu dieser Zeit auch mit seinem Stipendium in Salzburg. Ich kann nur sagen: ich habe in den beiden die besten Karmalaya-Partner gefunden, die man sich für den Aufbau in einem neuen Land/Kontinent nur wünschen kann. Selten habe ich so engagierte, soziale, hart arbeitende, intelligente, couragierte und humorvolle Menschen wie die beiden getroffen. Alle künftigen Volunteers dürfen sich schon auf unser neues Karmalaya-Team in Uganda freuen!
Die kleine Prostituierte
Apropos Karmalaya. Kommen wir abschließend zu dem amüsanten Teil der Geschichte, dem Teil mit der „kleinen Prostituierten“. Der kleinen Prostituierten? Im Ernst? Ja, im Ernst! Ein interkulturelles Missverständnis, das einem zum Lachen bringt (oder zum Weinen? – ich hab in der Tat überlegt, ob ich es hier überhaupt erwähnen soll, aber ich möchte dieses doch recht amüsante Erlebnis nicht aussparen) und einmal mehr daran erinnert, dass wir – was auch immer wir tun – global und interkulturell denken sollen. Wie wirken mein Handeln und mein Auftreten auf  Menschen im Ausland? Haben meine Gesten die gleiche Bedeutung?  Wie klingen meine Worte in „fremden“ Ohren?
Nun denn, ich kann nicht für alle Worte sprechen und für alle Ohren.  Aber ich kann eines sagen: „Karmalaya“ klingt für ugandische Ohren doch etwas anders als für europäische oder asiatische Ohren, wo „Karma“ doch durchwegs als positiver Begriff („Gutes Karma“, gutes Tun – gutes Bekommen, etc.) verstanden wird und „laya“ spätestens nach der Erklärung, dass in der Himalaya-Region unsere ersten Projekte entstanden sind, einleuchtend klingt. Nun denn: ein „r“ ist schnell verschluckt und so kommt es, dass aus KaRmalaya plötzlich Kamalaya wird. Und Kamalaya bedeutet in Uganda so viel wie: kleine Prostituierte. Wow. So gestalten sich die ersten Meetings nun jedes Mal aufs Neue amüsant. Der Name wird gesagt, es wird geschmunzelt/gelacht, es wird erklärt, es gibt „ahs“ und „ohs“ der Erkenntis und man spricht über das eigentliche: die Projekte. Fakt ist: die Ugander haben viel Humor und so ist das etwas peinliche Namensspiel hier meist einfach nur ein Eisbrecher. So viel ist auf jeden Fall sicher: vergessen wird Karmalaya hier niemand so schnell 🙂
(te)