Erfahrungsbericht Herzprojekt für blinde Kinder
Swaragau | Nepal

Von Dolores

 

Abenteuerliche Anreise

Ich habe 3 wunderschöne Wochen in Swaragau verbracht. Und so viel Tolles erlebt, dass man das gar nicht alles in Worte fassen kann. Ich probier es aber trotzdem mal. Angefangen hat alles mit einer 8 stündigen Busfahrt von Kathmandu nach Arughat. Mir war vorher schon klar, das die Straßenverhältnisse nicht die besten sind, aber von der Realität hatte ich nicht die leiseste Ahnung. Der Bus wackelte von links nach rechts und hoch und runter, da ist es sogar einigen Nepalesen schlecht geworden. Denn natürlich saß ich nicht in einem Touristenbus sondern in einem einheimischen Bus. Bei solch einer Busfahrt muss man schon mal mit Menschen und Ziegen auf dem Dach, Hühnern im Bus und ca. 100 Menschen bei einer Sitzplatzmöglichkeit von 30 rechnen. Deswegen ist die Busfahrt auf alle Fälle schon ein Abenteuer für sich, das aber wirklich empfehlenswert ist. Mein Tipp: seht es einfach als neues spannendes Erlebnis an und denkt gar nicht drüber nach was alles schief gehen könnte, der Busfahrer kennt die Strecke und weiß was er da tut 🙂

In Arughat übernachtet man dann in einem kleinen netten Hostel und nimmt am nächsten Tag den Jeep, zusammen mit einem Guide, (ca. 1 Stunde Fahrt) nach Arkhet. Von dort wandert man dann so ca. 3 Stunden den Berg hinauf und hinauf. Da bei mir gerade die pralle Sonne schien, und ich nicht die Sportlichste bin, kam mir die Strecke wirklich sehr lange vor. Es werden aber genug Pausen eingelegt, bei denen man eine Cola oder Limo (lauwarm) zum Trinken bekommt. Da der Guide (bei mir war es Prasanna, der 20-jährige Sohn meiner Gastfamilie) einen selber das Tempo bestimmen lässt ist diese Strecke für jeden möglich. Ich war völlig durchgeschwitzt und ziemlich kaputt nach dem Aufstieg und deswegen total glücklich endlich im Dorf anzukommen. Der klare Blick auf den knapp 7000 Meter hohen Himal Ganesh hat mir beim vielen „Treppen“ ersteigen zusätzlich beistand geleistet. Die Familie von Prasanna hat mich herzlich willkommen geheißen (auch mit kaltem Tang_Saft) und mir wurde mein Zimmer gezeigt (das im 1.Stock über eine Art Treppe zu erreichen ist). Nachdem ich mich dann auch nochmal an der „Tap“, der einzigen Wasserstelle im Dorf, erfrischt habe, habe ich erstmal mein Zimmer „eingeräumt“, das heißt mein Moskitonetz aufgehängt und ein Nickerchen gemacht. Danach wurde mir die Dorfschule (auch mit den blinden Kindern) und dann nachmittags noch ein bisschen das Dorf gezeigt. Fast alle Dorfbewohner waren noch etwas zurückhaltend, sind aber superfreundlich auf mein Namaste eingegangen und schienen ehrlich erfreut darüber mich zu sehen. Da es noch nicht viele Touristen in dieses Dorf verschlagen hat (und auch noch nicht viele Freiwillige), wussten die Bewohner am Anfang noch nicht genau wie sie mit mir umgehen sollen. Sie haben mich mit viel Respekt und einer freundlichen Offenheit behandelt. Ich bin dann aber sehr schnell ein Teil dieses schnuckeligen Dorfes geworden J.

Tagesablauf

Mein Tagesablauf hat damit angefangen, dass es so um 7.00 Uhr, extra für mich, Frühstück gab. (Die Nepalesen essen Dhal Bat am Morgen so gegen 9.00-9.30). Ich habe mal Haferflocken, mal Kekse, mal Nepalesisches Brot oder Pfannkuchen mit Honig und so Sachen in dieser Art bekommen. Bis die Schule um 10.00 Uhr anfängt hat man Zeit sich in Ruhe die Haare zu waschen, seine Kleidung zu waschen, Tagebuch zu schreiben etc. oder schon mal zu den blinden Kindern zu gehen und sich mit ihnen zu beschäftigen. Ab 10.00 Uhr hast du dann im Dorf die Möglichkeit Englisch zu unterrichten. Ich muss zugeben, dass ich mir das mit meinen Englischkenntnisen einfach nicht zugetraut habe. Deswegen habe ich den Unterricht nur so mal mit besucht und mir angeschaut. Ansonsten habe ich die Schulzeit auch bei den blinden Kindern im Unterricht gesessen, habe mit auf die Ziegen der Familie aufgepasst oder Prasannas Mutter beim Verputzen des Hauses mit Ochsenmist, Wasser und Steinen geholfen.

Dorfschule in Swaragau

Die Dorfschule kann aber wirklich jede Menge Hilfe beim Englischunterrichten gebrauchen, man muss nur auch viel Geduld mitbringen, da das Englisch der Schüler doch noch recht schlecht ist. Trotzdem ist es in den höheren Klassen (die Schule geht bis zur 7.ten Klasse) sehr gut möglich den Englischunterricht als Freiwilliger auf Englisch_Englisch zu halten. Mein Tipp fürs Unterrichten: Hier wird so gut wie nur mit dem Buch gelernt, es wäre schön wenn mehr Partner und Gruppenarbeiten in den Unterricht gebracht werden könnten und vor allem das Englischsprechen in den höheren Klassen, auch mehr geübt wird. Da besteht wirklich noch viel Bedarf an Hilfe, die die Schüler, die Lehrer und das ganze Dorf dankend annimmt J.

Freizeitbeschäftigung mit den sehbeeinträchtigten Kindern

Ich habe meine Freiwilligenarbeit auf die blinden Kinder konzentriert. Die sind wirklich alle süß und total wissbegierig. Der blinde Lehrer, hat zum Glück immer für uns übersetzen können. Mit ihm kann man immer wirklich gute Gespräche führen und er steht euch mit Rat und Tat zur Seite, falls ihr mal nicht weiter wisst. Bei der Arbeit mit den blinden Kindern muss man viel Geduld und Einfühlungsvermögen haben. Ich habe Ihnen sehr viel Aufmerksamkeit entgegengebracht und sie alles durchstöbern und ausprobieren lassen. (Sie fanden es z.B. alle sehr interessant, was ich so in meinem Kulturbeutel dabei habe). Am aller begeisterten waren sie aber über meine beiden Kameras, die sie alle komplett betastet haben und die Kinder, die ein bisschen sehen können, auch oft selber zum Fotos machen verwendet haben. Dass die Linse darunter ein bisschen Leiden musste (Fingerabdrücke) habe ich einfach hinnehmen können, weil die Kinder so glücklich darüber waren, dass ich nicht anderes konnte, als ihnen meine Kameras zur Verfügung zu stellen. (Mein Brillenputztuch hat die Linse immer wieder sauber gekriegt ^^).

Highlights

Besondere  Erlebnisse waren der Ausflug mit Seti, Manisha und Aiti (drei der blinden Mädels) in das nächste Dorf um dort für Aiti ein neues Oberteil zu bestellen. Außerdem der Besuch des am Samstag stattfindenden christlichen Gottesdienstes in der Dorfeigenen Kirche. Und der Ausflug in den Urwald (mit der 7.ten Klasse) um dort ein Picknick zu machen (es wird alles vor Ort frisch über dem Feuer zubereitet).

In Swaragau hat man wirklich noch viele Möglichkeiten zu helfen, es ist allerdings auch viel Eigeninitiative gefragt. Die Dorfbewohner lassen einen viel ausprobieren und miterleben und machen alles in ihrer Macht stehende um den Freiwilligenaufenthalt dort so schön wie möglich zu gestalten.

Wer einmal das wirkliche Landleben live miterleben möchte und etwas ganz anderes als die Projekte in der Stadt machen möchte, der ist hier genau richtig aufgehoben. Ich kann Swaragau nur jedem nahe legen, es ist ein ganz besonderer Ort mit einer super Dorfgemeinschaft die nicht mal für Nepal normal ist und einem Ausblick auf die umliegenden Hügel, den Urwald und den Berg Ganesh der einfach hinreißend ist.

Ich war jetzt nach meinen 3 Wochen in Swaragau auch schon in Pokhara und in Chitwan und natürlich am Anfang in Kathmandu und nichts ist damit vergleichbar. Ich denke so gut wie jeden Tag an das Dorf zurück und wünsche mir ab und an ich wäre doch noch länger dort geblieben. (Das war auch auf alle Fälle nicht mein letzter Besuch dort!)

Tipps für den Einsatz im Dorf

Abschließend würde ich euch noch gerne ein paar Tipps mit auf den Weg geben:

  • Im Bus ganz dünne schweißfleckenverdeckende Kleidung tragen und ein dünnes Tuch mitnehmen um den Schweiß aus dem Gesicht wischen zu können und es evtl. auch vor den Mund halten zu können wegen dem Staub.
  • Wer Spinnen nicht mag sollte ein Moskitonetz mitnehmen um den Schlafplatz „Spinnenfrei“ halten zu können.
  • Empfehlenswert ist auch ein Innenschlafsack, weil man dann doch seine eigene Bettwäsche dabei hat 😉
  • Wer nicht immer nur Wasser oder Tee trinken möchte sollte sich Getränkepulver mitbringen (in Nepal meist verbreitet TANG).
  • Die blinden Kindern lernen unglaublich gerne neue Lieder und Spiele (schon vorher mal Gedanken drüber machen was man ihnen so beibringen könnte).
  • Wer Klopapier braucht, das auf alle Fälle von „unten“ mitbringen.
  • Wer einen Ausflug in den Urwald macht: Unbedingt vorher fragen ob gerade die Zeit der Blutegel ist und falls ja entweder geschlossene Schuhe tragen, oder (für Treckingsandalen etc.) Socken mitnehmen!!! Und am besten ein Feuerzeug um die Tiere, sollten sie doch auf eure Haut kommen. anzuzünden, dann lassen sie nämlich von selber los (mit Salz einreiben soll auch helfen, ich habs aber nicht außprobiert).
  • Wenn man den Kindern und der Gastfamilie ein Gastgeschenk mitbringen möchte eignet sich Obst sehr gut, da solche Sachen immer von „Unten“ extra hoch gebracht werden müssen. Alles was dort nicht selber angebaut werden kann, wegen dem wenigen Wasser, muss den Berg hoch transportiert werden. Deshalb haben sie eigentlich nie Obst und freuen sich über so etwas sehr ;).

Impressionen

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