Erfahrungsbericht Altenheim
Kathmandu | Nepal
Von Kalpana
Immer weniger Kinder kümmern sich um ihre Eltern wenn sie alt sind. Trotzdem haben die alten Menschen ein Recht, ihre letzten Jahre in einer schönen Umgebung zu verbringen, wo man sich um sie kümmert und eine gute medizinische Versorgung gewährleistet werden kann. Das Altenheim in Pashupatinath ist solch eine Einrichtung, die den alten Menschen ein erfüllendes Leben bieten möchte, aber weil es an Geld fehlt funktioniert das leider nicht immer einwandfrei. Dort ist Platz für ca. 230 Menschen.
Heute begann meine Arbeit im Altenheim in Pashupatinath zusammen mit einer Volontärin aus Deutschland namens Christina. Wir machten uns um 8 Uhr auf den Weg ins Altenheim. Die Menschen dort haben meist keine Familienangehörigen mehr, oder sie sind für sie zu einer Last geworden. Viele werden nie besucht und sterben alleine.
Die Menschen, die sich noch selbst versorgen können, leben im vorderen Bereich des Altenheims. Die, die auf Hilfe angewiesen sind, leben im hinteren Bereich. Wenn man ins Altenheim hineingeht wird man erstmal von allen mit einem freundlichen Lächeln und Namaste begrüßt.
Es ist unmöglich, sie nicht gerne zu haben. Als ich zu ihnen ging und ihre Hand gehalten habe, haben sie mich angestrahlt und meine Finger geküsst. Es ist wirklich ein sehr schönes Gefühl.
Aufgaben
Zuerst haben wir ihren Schlafraum gereinigt. Es gibt 2 Zimmer mit jeweils etwa 25 Betten. Wir kehrten zunächst den Boden, der oft mit Plastikmüll voll ist, machten dann die Betten (viele Menschen können nicht mehr (gut) alleine gehen, sodass das Betttuch oft eingenässt ist) und wischten den Boden dann nochmals mit Wasser aus. Die hygienischen Zustände sind nicht so gut, aber die Schwestern, die dort arbeiten tun ihr Bestes und versuchen es für die alten Leute möglichst schön zu machen!
Dort gibt es auch eine alte Frau, die selbst den ganzen Tag tatkraeftig die Schwestern unterstuetzt, beim Saubermachen hilft und den anderen Bewohnern sagt, was sie tun sollen. Sie fühlt sich dadurch gebraucht und es gibt ihr jeden Tag aufs neue eine Aufgabe.
Danach wird dann die Wäsche in 4 grossen Behältern gewaschen und aufgehängt. Dann gibt es Essen. Die meisten Menschen dort können ohne Hilfe essen, aber manche muss man unterstützen.
Ich sass mit einer alten Frau zusammen, die blind ist. Sie saß auf einer Matte und es schien mir, als sei sie verärgert. Sie sprach zu sich selbst, machte hektische Armbewegungen und unfreundliche Geräusche. Ich habe nicht verstanden was sie sagt. Ich dachte, dass sie vielleicht Demenz hat, setzte mich zu ihr und hielt ihre Hand. Sie schien einen Moment ruhiger zu werden, schimpfte dann aber weiter. Sie suchte nach meiner Hand und ich begann leise ein Lied vor mich hin zu summen. Der erste Song, der mir einfiel war „Somewhere over the Rainbow“. Sie schimpfte zwar weiter vor sich hin, aber ich wusste, dass sie zuhört, weil sie meine Hand nahm und sie küsste. Dann legte ich meinen Arm um sie und summte leise weiter. Manchmal machte sie wieder diese Armbewegungen, aber manchmal war sie einfach ruhig und ich bemerkte, dass sie leise sang. Es klang nicht wie „Somewhere over the Rainbow“, aber sie machte daraus ihr eigenes Lied. Ich konnte nicht mehr aufhören zu lächeln. Nachdem sie alle gegessen hatten, brachte ich die Frau zurück ins Bett und blieb etwas bei ihr sitzen.
Highlights
Eine Volontärin aus Italien kam zu uns herüber und setzte sich auf das gegenüberliegende Bett. Ich vergass ihren Namen aber sie war sehr nett und sie erzählte mir, dass sie in Italien keine Arbeit gefunden hat und deswegen beschlossen hat, 5 Monate nach Nepal zu gehen. Sie liebt Volunteering im Altenheim und sie sagte mir, dass sie an Karma glaubt – dass das Gute zu Menschen kommt, die Gutes tun. Die alte Frau, die ihren Arm um mich gelegt hatte, fing wieder etwas an zu schimpfen, und ich erzählte der Volontärin, dass sie vorher etwas gesungen hatte. Sie lächelte mich an und sagte, dass die Frau nur dann singt, wenn sie sehr glücklich ist. Und dann (ich werde das nie vergessen) schaute sie mir direkt in die Augen und sagte: Ihr tut Gottes Werk. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht genau an was ich glaube. Aber da war etwas in ihren Worten, durch das ich mich sehr wichtig und gebraucht fühlte. In dem Moment fühlte ich mich geliebt und Liebe ist auch alles, was ich geben kann.
Vielleicht liegt der größte Unterschied, den du machen kannst, in dir selbst.
Volunteering kann dein Leben verändern indem es dir eine neue Sicht auf das Leben ermöglicht und dir vielleicht auch andere Perspektiven für die Zukunft zeigt.