Kampala –Nabusanke am Äquator – Masaka – Mbarara – Queen Elizabeth National Park – Kasese – Fort Portal – Kampala.
Tag 1: Südlich des Äquators dreht sich das Wasser in die „falsche“ Richtung. Did you know?
Drei interessante Tage und über 1.000 km auf Ugandas Straßen liegen vor uns. Wir starten frühmorgens in Kampala, genauer gesagt im östlich gelegenen Mukono. Alleine die Durchquerung Kampalas kostet uns knapp zwei Stunden. Wir lassen Staus und Verkehrshindernisse langsam hinter uns und begeben uns Richtung Masaka. Hier erreicht man nach zirka einer guten Autostunde Nabusanke am Äquator.
Wow. Irgendwie habe ich noch schemenhaft aus dem Geografie-Unterricht in Erinnerung, dass man am Äquator ziemlich schwitzt. Hm. Kann ich nicht bestätigen. Klar ist’s heiß. Aber jetzt im Juli ist für uns Europäer die beste Reisezeit. Wohl temperiert von 25 bis 32°C, kein Niederschlag. Es ist Trockenzeit, sehr angenehm, kaum Moskitos.
Hier in Nabusanke am Äquator, der die main road durchquert, werden Wasserexperimente durchgeführt. Das kostet 10.000 USh, naja, aber wann ist man schon mal am Äquator. Wir treffen hier auf Kalungi. Er demonstriert uns, 10 Meter nördlich der Äquator Linie, dass das Wasser im Uhrzeigersinn drehend abfließt. Als Veranschaulichung legt er eine Blumenblüte ins Wasser. Und? Uhrzeigersinn, ganz klar. Ok, nix Neues. Das sehen wir täglich zuhause im Waschbecken. Nun begeben wir uns südlich des Äquators, wieder 10 Meter von der Äquatorlinie entfernt.
Wieder schüttet Kalungi etwas Wasser in das Becken, zieht den Stoppel, legt die Blüte hinein. Und siehe da: sie dreht sich gegen den Uhrzeigersinn.
Und wie fließt Wasser direkt auf der Äquatorlinie ab? Ohne jegliche Drehung. Wirklich? Kalungi nickt. Wir machen das Experiment, Blüte wird auf’s Wasser gesetzt und… sie rührt sich nicht, bis sie im Abfluss verschwindet. Wir probieren’s noch weitere zwei Male. Immer ohne Drehung. So viel Staunen um umgerechnet drei Euro.
Kurz bevor wir ins Auto steigen, lachen mich ugandische Trommeln am Straßenrand an. Da wir hier ganz in der Nähe sind, wo die typischen Unganda-Trommeln ihren Ursprung haben, und ich meinen Schlagzeugkurs, den mir Tina zu Weihnachten geschenkt hat, noch nicht begonnen habe, werde ich schwach. Die Straßenverkäuferin nennt mir eine Summe. Ich winke ab, zu teuer und sage ihr, dass ich woanders weitersehe. Ich könne nicht einfach gehen, sagt sie, und fordert mich zum Handeln auf. Ich nenne 60 % vom Ursprungspreis und stoße auf Gegenwehr. Nach einigem Hin und Her und etwas Geduld findet eine mittelgroße Trommel Platz im Kofferraum des Toyotas. Gute 30% günstiger als der Erstpreis. Den Preis zu verhandeln ist in Uganda, wie in den meisten asiatischen und afrikanischen Ländern, Pflicht.
In Uganda gibt es „Rollex“ um 40 Cent. Did you know?
Es geht weiter. Wir erreichen Masaka. Da die knapp 70.000 Einwohner-Stadt keine besonderen Sehenswürdigkeiten bietet und es bereits früher Nachmittag ist, entscheiden wir uns für ein early dinner in Mbarara. Die Straße ist weiterhin gut, kaum Schlaglöcher wie von Karuma nach Gulu, jedoch sehr viele speed bumps, die ohne Geländewagen behutsam überfahren werden wollen. Am Straßenrand entdecke ich in kleinen Dörfern immer wieder die handbeschriebenen Schilder mit dem Wort „Rollex“. Innerlich schüttele ich den Kopf: wer kauft hier schon eine teure (sehr wahrscheinlich gefälschte) Rolex-Uhr? Als ob Uganda nicht andere Sorgen hätte und Touristen nicht andere Wünsche. Tage später erfahre ich von David, dass „Rollex“ ein optimaler Straßensnack ist: Chapati (dünne Fladen aus Mehl und Wasser) mit eingerolltem Ei (egg > „ex“) um günstige 1.500 USh (knapp 40 Eurocent). Ich muss ob meiner vorherigen Gedankengänge herzlich lachen.
Am frühen Abend kommen wir in Mbarara an. Wir tanken auf und suchen uns ein Restaurant am Straßenrand. Da noch viel Wegstrecke bis zu unserem Quartier in der Gegend des Queen Elisabeth Nationalpark zu bewältigen ist, sind wir nicht wählerisch und entscheiden uns für das nächstbeste. Ein teures (Agip Motel), wie die Menükarte offenbart. Fast jedes Gericht kostet zwischen 20.000 und 25.000 USh (zwischen knapp Eur 6 und 7,50), für das Mittagsbuffet sind wir zu spät.
Mbarara ist mit ca. 80.000 Einwohnern etwas größer als Masaka und lebhaftes Handelszentrum und auch Universitätsstadt. Bekannt ist Mbarara für die Herkunft der Ankole Rinder, das sind jene typischen Rindsviecher in Uganda mit beeindruckenden Hörnern. Durch das viele Rind gibt es in dieser Stadt auch eine Käserei, die mittlerweile acht verschiedene Käsesorten herstellt. Käse ist in Uganda selten und gehört nicht zu den typischen Essgewohnheiten der Ugander.
Aktuell sind wir knapp 300 km von Kampala entfernt. Zum Queen Elizabeth Nationalparks fehlen noch 150 km, in guten zwei Stunden dürften wir am Ziel sein. Nach einem Tankstopp und vergeblichen Bargeldbehebungsversuchen an zahlreichen ATMs (Tipp zur Geldbehebung mittels EC-/Bankomatkarte: Geld an den ATMs abheben während die Bank Geschäftszeiten hat. Dann funktioniert’s tadellos.) brechen wir zur letzten Etappe auf.
In Uganda wird es durch seine Lage am Äquator ganzjährig relativ spät hell (ab 07:30 Uhr) und schnell dunkel (19:30 Uhr). Die Dämmerung ist für uns Europäer mit eineinhalb bis zwei Stunden sehr kurz.
Wir erreichen unser Ziel kurz nach der Überquerung des Kazinga Channels, der Fluss, der den kleineren Lake George mit dem großen Lake Edward verbindet. Im kleinen Straßendorf Katunguru halten wir Ausschau nach unserer Bleibe. Sie zu finden ist schwierig. Schilder gibt es kaum und wenn, sind sie in der Dunkelheit nicht zu erkennen. David hat Kontakte und ist ein fabelhafter Netzwerker. Außerdem hat er hier eine Zeit lang gearbeitet. Er greift zum Handy und dirigiert Joseph, unseren Pfarrer-Fahrer, zu unserer Unterkunft. Eine sehr einfache Lodge. Im fahlen Schein von Energiesparlampen wuchten wir unser Gepäck ins Zimmer. Tina und ich haben ein Doppelzimmer mit angrenzendem Waschraum/Toilette (Loch im Boden) ohne Licht. Wir freuen uns auf die Dusche, werden jedoch enttäuscht: kein Wasser. Der Besitzer meint, dass es in 15 Minuten Wasser gäbe. Wir entscheiden uns, die Zeit in der 50 Meter entfernten Bar (Hütte mit Getränkeausschank) zu verkürzen. Mit unseren Taschenlampen leuchten wir uns den Weg und bestellen erstmal eine Runde Nile Special, das typische und sehr schmackhafte Bier aus Uganda, welches im östlichen Jinja – am Ursprungsort des Nils – gebraut wird. Nach ca. eineinhalb Stunden kehren wir in unsere Bleibe zurück und freuen uns auf die Waschgelegenheit. Doch leider: kein Wasser im Zimmer. Als Notlösung werden uns ein paar Kanister bereitgestellt, die wir an einer Wasserstelle mit dünnem Strahl auffüllen. Wir freuen uns dennoch, waschen uns im Taschenlampenlicht und fallen kurz darauf in tiefen Schlaf.
Tag 2: Der Queen-Elisabeth-Nationalpark verdankt seine Existenz dem Ausbruch der Schlafkrankheit zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Did you know?
Bereits um 06:30 Uhr am nächsten Tag, es ist noch dunkel, geht’s los. Game ride (oder Safari für uns Deutschsprechenden) im Nationalpark Queen Elizabeth steht auf dem Programm. In Uganda gibt es 10 Nationalparks, 13 Wildschutzgebiete und zahlreiche weitere Schutzgebiete. Der bekannte 1978 km2 große Queen Elizabeth Park wurde Anfang der 50er Jahre gegründet. 1954 stattete die Queen den Schutzgebieten, die ursprünglich von den Einwohnern aufgrund Ausbruchs der Schlafkrankheit verlassen wurden, einen Besuch ab und wurde zu ihren Ehren in den heutigen Namen umbenannt. Heute ist der Park eines der großen Highlights Ugandas! Da der Kazinga Channel den Park in zwei Teile grenzt, steht am Nachmittag noch ein boat trip auf besagtem Channel an.
Der Park kann mit eigenen Fahrzeugen (AWD von Vorteil) befahren werden. Auf Wunsch mit Guide (kostenpflichtig). Der Eintritt kostet ca. USD 50 pro Person. Da wir unseren Fahrer und sogar Pfarrer mithaben, verzichten wir auf einen Guide. David kennt aufgrund seiner früheren Arbeitserfahrung jeden Weg im Park. Die Sonne geht auf und wir erspähen die ersten Tiere in der Wildnis. Ca. 3500 wilde Elefanten leben hier, zahlreichen Herden von Uganda-Kobs (insgesamt ca. 30.000) begegnet man, Kaffernbüffel grasen gemütlich in der Morgensonne (ca. 6000 Stück insgesamt). Gazellen, Löwen und Leoparden gibt es natürlich auch. Die letzteren zwei Arten trifft man jedoch nur sehr selten an. Doch wir haben Glück. Kaum eine Stunde später entdecken wir einen Leoparden im Baum. Was für ein wunderschönes Tier! Kurz darauf springt der Leopard vom Baum und verschwindet elegant im hohen Gras des Nationalparks. Ein Hase rettet sich im hektischen Zickzackkurs vor der Begegnung de majestätisch anmutenden Raubkatze.
Nach einigen Stunden im Park ist unsere Ausbeute an wilden Tieren groß, sogar zahlreiche Elefanten bekamen wir aus nur geringer Entfernung vor die Linse.
In Uganda gibt es Schnee! Did you know?
In der Mweya-Lodge buchen wir unseren boat trip auf dem Kazinga Channel für den Nachmittag. Aufgrund Bargeldmangels entscheiden wir uns für die einstündige Fahrt nach Kasese, der nächstgelegenen größeren Stadt. Kasese ist Ausgangsort für Touren und Trekking im Rwenzori Mountains Nationalpark (dort gibt es auch Schnee!) die laut David sündhaft teuer sein sollen (zwischen 4-und 7.000 USD). Wir beheben ohne Probleme mit unseren EC-Karten bei einer Bank (während den Öffnungszeiten) und speisen kurz darauf im einfachen Rwenzori Restaurant in Kaese.
Um 16:15 Uhr startet unsere Bootsfahrt mit dem kleinen Kingfisher-Boot. Sehr komfortabel. Die zweistündige Bootsfahrt auf dem Kazinga Channel kostet USD 36 pro Person. Ein Getränk ist inkludiert. Wir freuen uns auf komfortable zwei Stunden und etwas Auszeit. Während der zweistündigen Bootsfahrt können wir nicht nur Elefantenherden am Ufer, Nilpferde um und unter unserem kleinen Boot (Gänsehaut!) sondern auch zahlreiche Vögel beobachten: mehrere Kingfisherarten, Uganda-Kormorane, viele Storch- und Reiherarten, Eulen, Adler, und und und. Mehr als 600 Vogelarten sind hier vertreten. Als Vogelfreund wünsche ich mir gerade ein stärkeres Zoom, um die gefiederten Freunde noch besser vor die Linse zu bekommen.
Belohnt werden wir auf der Rückfahrt mit der Entdeckung eines seltenen Krokodils, genauer gesagt des Nilwarans. Die Akkus von unserer Foto- und Videokamera sind bereits im Tiefschlaf, Zeit für die Rückkehr an Land.
Aufgrund des sehr einfachen Unterkunft von letzter Nacht und um am nächsten Tag weniger Wegstrecke vor uns zu haben, entscheiden wir uns noch für die Fahrt nach Fort Portal, das wir auch in knapp drei Stunden erreichen. Dank Father Joseph übernachten wir hier in einem christlichen „Inn“ sehr komfortabel. Aufgrund der höheren Lage von 1.525 m Seehöhe sind die Temperaturen hier angenehmer.
Tag 3: In Uganda wächst viel Tee! Did you know?
Am Morgen des dritten Tages besuchen wir frühmorgens die Messe – siehe Blogeintrag von Tina („Predigt zum Sonntag bzw. wer ist hier arm?“). Nach anschließendem Frühstück brechen wir gegen 10 Uhr nach Kampala auf, genießen den Anblick der abwechslungsreichen Landschaft – hier wächst vor allem Tee – und verbringen den Rest mit Büroarbeit im Auto. Um ca. 16 Uhr sind wir wieder in Mukono bei Kampala, zuhause bei David, wo wir von Leah mit köstlichem late lunch empfangen werden. Was für drei spannende, erlebnisreiche Tage.
Die Highlights dieser Tage werden künftige Karmalaya-Volunteers in Uganda übrigens auch als „Upgrade“ zu ihrem Freiwilligenaufenthalt erleben können. Did you know? 🙂
(me – matthias eckert)