Die Geburt Jesu nimmt man auf den Philippinen sehr ernst. So ernst, dass die „besinnliche Jahreszeit“ hier ein Drittel des gesamten Jahres einnimmt. Vier Monate lang, von September bis Jänner, versinkt die Insel voll und ganz im Weihnachtsfieber. Nirgendwo sonst zelebriert man dieses christliche Fest so lange, wie auf der Tropeninsel. #partyhard
Jedes Jahr wieder trifft mich der Schlag, wenn es bereits ab Oktober Lebkuchen, Kekse und Co. zu kaufen gibt. Hallo, ich bin noch nicht bereit den Sommer gehen zu lassen?! Wenn bei uns Sommerschlussverkauf auf Weihnachtsbeleuchtung trifft (und im schlimmsten Fall kurze Zeit später bereits auf Ostereier!), so schallt auf den Philippinen „Feliz Navidad“ schon seit September aus den Lautsprechern der Malls und Supermärkte. Für uns Enden die Sommerferien, die Filipinos starten mit der Geburtstagsfeier für Jesus. Statt Mützen, Schals und dicken Mänteln trägt man auf der Insel kurze Hosen und T-Shirts. Immerhin hat es kuschelige 25 bis 30 Grad. Schneeweiß sind hier also nur die Strände.
Schräge Winterimitate und Lichter soweit das Auge reicht
Das Motto der Hauptstadt Manila in diesen Monaten lautet: „Alles ist erleuchtet!“ Die Lichtershows im Stadtpark Ayala Triangle Gardens können locker mit dem strahlenden Baum vorm Rockefeller Center mithalten. Wer sich nach europäischem Winterfeeling sehnt, der findet lediglich in Vergnügungsparks künstliche Winterwelten. Ansonsten musst man sich mit geschmückten Palmen, tausenden Lichterketten an jedem Haus und surfen mit Weihnachtsmütze zufrieden geben. Den Advent kennt man hier nicht. Kränze, auf die mindestens 16 bis 20 Kerzen passen müssen, gibt es trotzdem. Ebenfalls sehr beliebt: Paroles. Wir kennen sie als Laternen und ich wette mit dir, dass auch du schon den ein oder anderen Laternenumzug hinter dir hast! Auf den Philippinen gibt es sogar Laternenwettbewerbe, die ich zu 100% nie gewonnen hätte, da meine selbstgebastelten Laternen im Kindergarten immer dem Feuer zum Opfer gefallen sind.
Natürlich würde man den Philippinen Unrecht tun, wenn man ihre Feierlichkeiten nur auf den bunten Kommerz und eigenwillige Winterimitationen reduziert. Trotz des schrillen Kitsches ist es für die Filipinos eine Zeit der Traditionen. Kindergruppen ziehen von Haus zu Haus und singen Lieder, Krippen werden aufgestellt und der Gottesdienst regelmäßig besucht. Immerhin wird die Insel zu 90% von Christen bewohnt.
Die Hahnenmesse
Der Struggle ist für viele europäische Christen am Heiligen Abend aber mal sowas von real: Soll ich zur Christmette gehen, oder mich von all den Leckereien erholen? Für die Filipinos steht diese Frage überhaupt nicht zur Debatte. Ab dem 16.Dezember, dem offiziellen Beginn der Weihnachtszeit, werden jeden Tag um 3:00 Uhr morgens Gottesdienste abgehalten. Misa de Gallos (Hahnenmessen) nennt man sie, die am ersten Tag mit Raketen, Blaskapellen und lautem Glockenläuten begrüßt werden. Sie gehören zur Simbang Gabi-Tradition, nach der man einen Wunsch frei hat, wenn man es an allen neun Tagen (16.-24.Dezember) in die Messe schafft.
Die Teilnahme an den frühen Gottesdiensten lohnt sich jedoch auch kulinarisch. Vor den Gotteshäusern warten täglich Essensstände, die die Kirchengänger mit traditionellem Weihnachtsfrühstück versorgen. Dazu gehört beispielsweise Putò Bumbóng, ein süßer Klebreis, der in Bambusrohren gegart wird oder auch Bibingka, ein in Tontöpfen gebackener Weihnachtskuchen. Auf gar keinen Fall darf heißes Ingwerbier fehlen! So werden die Hahnenmessen eine romantische Verschmelzung von zauberhaften volkstümlichen und religiösen Bräuchen.
Höhepunkt Mitternachtsmesse
Fragt man mein achtjähriges Ich, so wäre definitiv die Bescherung der Höhepunkt der Weihnachtszeit gewesen. Der „offizielle“ Höhepunkt der christlichen Weihnachtszeit ist allerdings die Mitternachtsmesse. Das gilt auch für die Filipinos, bei denen es danach jedoch erst richtig losgeht! Doch zuvor wird mancherorts noch die Herbergssuche von Maria und Josef nachgespielt, was man bei uns meist als Kindermesse mit Krippenspiel kennt. Kaum ist die Messe vorbei, beginnt auf den Philippinen die Noche Buena. Die gesamte Familie findet sich bis in die frühen Morgenstunden zum gemeinsamen Festmahl ein, überall wird gesungen, getanzt und ein ausgelassenen Stimmung hängt über der gesamten Insel. Nun ist der rituelle Teil vorbei und es wird nur noch gefeiert. Jetzt ist es auch Zeit für die Geschenke der Kinder, die nicht vom Weihnachtsmann, sondern von den Paten kommen.
Am 28.Dezember feiert man Niños Inocentes, den Tag der unschuldigen Kinder. Er soll an den Tag der Gewalt erinnern, an dem König Herodes alle Neugeborenen in Judäa umbringen ließ. Die Kleinen dürfen an diesem Tag machen was sie wollen und nutzen das auch gut aus. Schlussendlich enden die langen Weihnachtsfeierlichkeiten am dritten Sonntag im Jänner mit dem Santo-Niños-Fest. Es ist ein Festival zu ehren des Jesus Kindes, auf dem viel getanzt wird.
Lust bekommen?
Echte Weihnachtsliebhaber werden von September bis Jänner ihr Glück auf den Philippinen kaum fassen können. Immerhin ist die Insel an sich schon ein blühender Garten Eden, aber in Kombination mit all den Lichtern, Dekorationen und Festen ein Schlaraffenland für alle, die von der besinnlichen Jahreszeit nicht genug bekommen können. Zu all den Köstlichkeiten, Feierlichkeiten und Traditionen gehört auch etwas zurückzugeben. Mit Karmalaya kannst du dich in einem Naturschutzprojekt auf Palawan für die Umwelt stark machen und gleichzeitig die Weihnachtszeit mit den Einwohnern erleben. Klingt nach einer Win-Win-Situation 😉
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